Die kurzfristige wahlbedingte Volatilität durch eine langfristige Brille betrachten

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Die Wahlen in Frankreich, Indien und Mexiko haben dieses Jahr bereits für Überraschungen gesorgt und die politische Ungewissheit erhöht. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass überraschende Ergebnisse sich langfristig so negativ auswirken, wie Anleger oft meinen. Sowohl in Schwellenländern als auch in Industriestaaten, etwa den USA, ist die Stabilität der Institutionen eines Landes wichtiger als ein Führungswechsel. Trotzdem sollten sich die Anleger davor hüten, angesichts der kurzfristigen Volatilität übermässige Risiken einzugehen.

 

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Bei den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA gibt es trotz der deutlichen Polarisierung der beiden Wählerschaften nur minimale Unterschiede zwischen den beiden Kandidaten in Bezug auf die Binnenwirtschaftspolitik. Eine Trump-Administration könnte etwas weniger Regulierung bedeuten, allerdings ist die unternehmensfreundliche Haltung der Republikanischen Partei nicht mehr so ausgeprägt wie früher. Viele wirtschaftspolitische Massnahmen, etwa der Inflation Reduction Act, sind in den USA gesetzlich verankert und die Mittel bereits verteilt. Es ist unwahrscheinlich, dass eine der beiden Parteien die Investitionen in die Halbleiterherstellung aus Gründen der nationalen Sicherheit zurückfahren will, während umfassendere Infrastrukturinvestitionen das Wirtschaftswachstum fördern dürften.

Die Marktreaktion auf die jüngsten vorgezogenen Wahlen in Frankreich war negativ, da man befürchtete, die Rechts- und die Linksextremen gewinnen an Boden. Diese Sorge besteht auch für künftige Wahlen. Die Haushaltslage in Frankreich ist schwach. Deshalb weiten sich angesichts der Versprechen höherer Ausgaben und Steuersenkungen die Credit Spreads aus. Investitionen in französische multinationale Unternehmen wie L'Oréal und Hermes, die weltweit führend sind und ihre Gewinne auf internationaler Ebene erzielen, dürften viele der mit den Wahlergebnissen verbundenen Risiken mindern.

Obwohl der indische Premierminister Narendra Modi erstaunlicherweise keine absolute Mehrheit erreichte, konnte er sich mit Hilfe seiner Koalitionspartner zum Sieger erklären. Die BJP behielt die Kontrolle über alle wichtigen Ministerien. Deshalb sollte Modi in der Lage sein, seinen Plan, die Infrastruktur in den Bereichen Strassen, Eisenbahn, Energie und Produktion auszubauen, fortzuführen. Unseres Erachtens unterstützen die Koalitionspartner die Politik der Zentralregierung, obwohl sie zusätzliche Unterstützung aus ihren jeweiligen Wahlkreisen in den Bundesstaaten benötigen. Dies dürfte der Regierungsagenda Stabilität verleihen, was sich wohl positiv auf die Unternehmen auswirkt, die aus der Dynamik der Infrastrukturinvestitionen Nutzen ziehen. Dazu zählen die Power Grid Corporation of India, einer der grössten Stromversorger der Welt, und APL Apollo Tubes, der führende Hersteller von Baustahlrohren in Indien.

In Mexiko gewann die Regierungspartei Morena wesentlich mehr Sitze als erwartet und verfehlte nur knapp eine Zweidrittelmehrheit im Kongress. Die Märkte befürchten, Morena könnte einige umstrittene politische Massnahmen durchsetzen, z. B. eine Verfassungsreform mit der Einführung allgemeiner Wahlen für die Richter des Obersten Gerichtshofs. Eine zusätzliche Besteuerung des Bankensektors steht ebenfalls zur Diskussion, aber die Aussicht auf Unterstützung für höhere Mindestlöhne und umfassendere Sozialversicherungsprogramme dürfte von Konsumausgaben abhängige Unternehmen wie Femsa und Walmart de Mexico zugutekommen.

 

 

 

 

 

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