Fixed Income 101 Inflation-linked bonds

Fixed Income 101: Inflationsgebundene Anleihen

Inflation gilt allgemein als schlecht für Anleihen.

Diese Auffassung beruht auf der Tatsache, dass Inflation den Wert der Kupon- und Kapitalrückzahlungen schmälert, die Inhaber festverzinslicher Wertpapiere zurückerhalten. Wenn Sie heute eine fünfjährige Anleihe im Wert von USD 100 mit einem jährlichen Kupon von 5 Prozent zum Nennwert kaufen, erhalten Sie bei Fälligkeit der Anleihe in fünf Jahren USD 127.62 (sofern die Kupons zur Kaufrendite reinvestiert werden). Bei einer jährlichen Inflationsrate von 3 Prozent über diesen Fünfjahreszeitraum hat sich die Kaufkraft Ihrer USD 127.62 jedoch auf USD 110.09 zu aktuellen Preisen verringert.

Aus Sicht des Portfoliomanagements besteht die grössere Herausforderung bei hoher Inflation darin, dass sie in der Regel zu Zinsanhebungen führt, die wiederum schwache Performance bei allen Anleihensegmenten bewirken können – von US-Treasuries bis zu High-Yield-Anleihen.

Inflationsgebundene Anleihen erscheinen daher als logische Alternative. Wie der Name schon sagt, sollen inflationsgebundene Anleihen wie Treasury Inflation Protected Securities (TIPS) in den USA oder Index-linked Gilts (oder «Linkers») in Grossbritannien Anleiheanleger vor der Inflation schützen, indem der Nominalwert der Anleihe entsprechend der vorherrschenden Inflationsrate angepasst wird.

Wäre unsere oben erwähnte fünfjährige Anleihe im Wert von USD 100 inflationsgebunden, würden sowohl Nominalwert als auch Kupons jährlich um 3 Prozent nach oben angepasst. Folglich ergäbe sich eine Realrendite von 5 Prozent, d. h. eine Gesamtrendite in Höhe der Inflation plus 5 Prozent.

Inflationsgebundene Anleihen sind jedoch keine Wunderwaffe.

Inflationsgebundene Anleihen sind immer noch Anleihen und genau wie herkömmliche US-Treasuries fallen die TIPS-Kurse in der Regel bei steigenden Zinsen. TIPS profitieren von der Inflationsbindung ihres Nominalwerts, doch bei hohen Inflationserwartungen können Kursverluste den positiven Effekt einer Anpassung des Nominalwerts mehr als zunichtemachen.

Zur Veranschaulichung: Im Zwölfmonatszeitraum bis August 2022 lag die Inflation bei 8,3 Prozent. Angesichts dessen schnitten herkömmliche US-Treasuries wenig überraschend recht bescheiden ab und wiesen bis zum 31. August eine YTD-Gesamtrendite von -10,10 Prozent auf1. Doch auch TIPS erging es mit YTD-Renditen von -7,142 Prozent über denselben Zeitraum nicht viel besser . Wie bei den meisten festverzinslichen Anlagen brachen auch die Kurse von TIPS im Jahr 2022 ein, nachdem sich die Furcht der Anleger vor zunehmend aggressiveren Zinserhöhungen durch die Fed verstärkte. Zwar bot der Inflationsschutz Haltern von TIPS einen Vorteil gegenüber «normalen» US-Treasuries, doch die Zinsdurationskomponente der TIPS liess die Anleiheklasse insgesamt dennoch negativ rentieren.

Nichtsdestotrotz werden steigende Inflationserwartungen in einem Industrieland wie den USA in der Regel von einer Baisse-Versteilung der Renditekurve für Staatsanleihen begleitet (d. h. die Renditen am langen Ende steigen schneller als die Renditen am kurzen Ende). Bei einer Baisse-Versteilung der Nominalrenditekurve können kürzer laufende TIPS wiederum positive Erträge liefern, da die Inflationspassung den Kurseffekt am kurzen Ende der Kurve eher ausgleichen dürfte.

Allgemein gibt es keine Garantie dafür, dass die Gesamtrendite für TIPS in einem inflationären Umfeld positiv ausfällt. Es kann lediglich mit einem besseren Abschneiden gegenüber der «normalen» Treasury Note gerechnet werden. Doch selbst das ist nicht garantiert, da die Gesamtrendite zum Grossteil von den Inflationserwartungen zu Laufzeitbeginn und -ende abhängt.

 

 

 

1. ICE BofA US Treasury Index, 31. August 2022
2. ICE US Treasury Inflation Linked Bond Index, 31. August 2022