Investors’ Outlook: Vorsprung dank Weitsicht

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  • Die Zeichen, dass sich die US-Wirtschaft abschwächt, dürften deutlicher werden, sobald die aggressiven Zinserhöhungen ihre volle Wirkung zeitigen. Deshalb bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass die USA letztlich in der ersten Jahreshälfte 2024 in eine Rezession abgleiten dürften.
  • Die Weltwirtschaft ist zu schwach, um den starken Anstieg der Anleihenrenditen zu verkraften. Selbst ohne Rezession könnte die US-Notenbank Fed bald gezwungen sein, ihren Leitzins zu senken. Denn ihre Geldpolitik ist zu restriktiv für das aktuelle Inflationsniveau. Die Europäische Zentralbank könnte ihren Leitzins sogar noch vor der Fed senken angesichts des desolaten Zustands der Wirtschaft der Eurozone.
  • Wir finden, dass jetzt der falsche Zeitpunkt wäre, um unser Portfolio wesentlich zu verändern. Zur Verstärkung der Diversifikation schichteten wir aber einen Teil des Liquiditätsbestands in alternative Fonds um.

 


Vorsprung dank Weitsicht

Während das Jahr seinen Endspurt hinlegt, haben die Märkte zu einer Weihnachts-Hausse angesetzt. Sie nehmen aufgrund von zwei wichtigen Datenpunkten einen Richtungswechsel der Fed vorweg: Die Inflation ist nach kurzem Aufflackern wieder rückläufig, wobei sich alle ihre Komponenten in die richtige Richtung bewegen, und die Beschäftigungszahlen vom Oktober zeigen, dass der Arbeitsmarkt abkühlt. In diesem Fall erweisen sich schlechte Nachrichten als gut, bedeuten sie doch, dass die Wirtschaft sich verlangsamt und die Fed ihren Leitzins wahrscheinlich nicht weiter erhöht. Denn ihr Doppelmandat lautet: Preisstabilität und möglichst hohe Beschäftigung.

Die harte Arbeit zur Bekämpfung der Inflation ist gemacht. Doch das letzte Stück hin zu 2% wird beschwerlich und ist in kurzer Zeit wohl kaum zu bewältigen. Wir verstehen, dass die Fed einen restriktiven Ton anschlägt, erinnern uns aber, dass es ihr nichts ausmachte, als die Inflation zehn Jahre lang unter diesem Ziel lag. Somit dürfte sie unserer Meinung nach auch nichts dagegen haben, wenn die Inflation ein wenig über 2% liegt. Der restriktive Ton wird wohl eher beibehalten, um den Schein zu wahren. Dennoch werden die 2% ohne Rezession schwer zu erreichen sein, weshalb sich die Anleger nicht von der Vorstellung einer weichen Landung hinreissen lassen sollten.

Die anhaltende Debatte um eine Rezession gemahnt an den Spruch des Ökonomen Paul Samuelson: «Der Aktienmarkt hat neun der letzten fünf Rezessionen vorausgesagt.» Wir halten an unserer Rezessionsprognose fest, denn unseres Erachtens entstehen umso mehr Risse im Gefüge, je länger die Zinsen hoch bleiben. Da unterschiedliche Prognosen kursieren, ist entscheidend, wie man sich ausrüstet. Wir haben auf jeden Fall einen Regenschirm dabei.

Wir rechnen mit einem anspruchsvolleren Umfeld, als wir es je erlebt haben. Stand in der Vergangenheit eine Rezession bevor, scheuten die Anleger jeweils das Risiko. Aber diesmal sieht es anders aus. Die meisten Unternehmen sind gesund und verfügen über solide Bilanzen. Die Kosten zur Bedienung ihrer Schulden machen gerade einmal 20% ihres Nettogewinns aus und sind damit so gering wie nie – vor der globalen Finanzkrise waren es 80%. Sorgen bereiten den Anlegern die hohe Staatsverschuldung (deshalb glänzen Gold und Kryptowährungen) und die geopolitischen Verwerfungen. Diese Themen dürften uns auch durch das Jahr 2024 begleiten.

Wir finden, dass jetzt der falsche Zeitpunkt wäre, um unser Portfolio wesentlich zu verändern. Zur Verstärkung der Diversifikation schichteten wir aber einen Teil des Liquiditätsbestands in alternative Fonds um. Im vorliegenden Investors’ Outlook können Sie unseren Ausblick für 2024 studieren, sich über die Entwicklung des US-Dollar informieren und sich zusammen mit unserer erfahrenen ESG-Analystin in das Thema Energiewende und deren Bedeutung für Anleger vertiefen.

Der nächste Investors’ Outlook erscheint Anfang Februar. In der Zwischenzeit bleiben wir wachsam, behalten die Dynamik des vergangenen Jahres im Hinterkopf und navigieren vorausschauend durch die immerfort ändernde Konjunkturlandschaft. Wir sind gespannt auf neue Chancen, die das kommende Jahr birgt, und sind jederzeit bereit, sie zu nutzen.

 

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