Ölmarkt: Wie Anleger den Sturm überstehen können

Quantitative Investments
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Während die Ölpreise um 35 US-Dollar pro Barrel volatil bleiben werden, haben sich die langfristigen Aussichten für Öl verbessert, da die Nachfrage mittelfristig wieder steigen und das Angebot knapper werden dürfte. Momentan kann ein erhöhtes Engagement in längerfristigen Öl-Futures und Edelmetallen Anlegern helfen, die derzeitige Krise zu meistern.

Die Verbreitung des COVID19-Virus hat die Wirtschaftstätigkeit und damit die Ölnachfrage erstickt. Daher sah sich die OPEC bei ihrem Treffen in der vergangenen Woche mit einem Überangebot an den Märkten konfrontiert und versuchte, die Förderkürzungen bis Ende 2020 zu verlängern und auszubauen, um die Rohölpreise zu stützen. Da Russland jedoch ein Einigung blockiert hat, werden die derzeitigen Quoten zum Monatsende auslaufen und Russland wird seine Produktion in den kommenden Wochen erhöhen. Als Reaktion darauf beschloss Saudi-Arabien, seine eigene Produktion anzukurbeln und das Rohöl, das in andere Länder exportiert wird, stark vergünstigt an den Markt zu bringen, was einen Absturz der Rohölpreise auslöste.

Die Saudis könnten ihre Produktion auf bis zu 11-12 mbpd (1000 Barrel /Tag) erhöhen können, sollten sie sich für eine maximale Produktionskapazität entscheiden. Auch in den nächsten Tagen dürfte die Angebotsüberflutung einige Anleger dazu zwingen, ihre Positionen aufzulösen, was den derzeitigen Ausverkauf kurzfristig noch etwas beschleunigen dürfte.

Der Preisdruck wird am stärksten in den Schieferöl produzierenden Gebieten zu spüren sein, wo das Wachstum in diesem Jahr voraussichtlich deutlich zurückgehen wird. Darüber hinaus könnten sich die ölproduzierenden Regionen mit sozialen Unruhen konfrontiert sehen.

Gute langfristige Aussichten für Öl

Die langfristigen Aussichten für Öl haben sich jedoch verbessert, da die Ölpreise aufgrund steigender Produktionskosten langfristig eine Untergrenze erreichen werden. Die Schieferölproduzenten werden keinen Zugang zu günstigen Finanzierungskonditionen mehr haben und werden bei 50 US-Dollar pro Barrel nicht mehr als marginale Swing-Produzenten auftreten. Unabhängig von den derzeitigen Marktbewegungen werden die Ölmärkte ohnehin bis 2023-2025 in eine strukturelle Unterversorgung umschwenken, da die grossen Ölproduzenten nicht in neue Infrastrukturprojekte investiert haben und die Schieferölproduzenten begonnen haben, Dividendenzahlungen gegenüber Investitionsausgaben zur Unterstützung neuer Produktionsanlagen zu bevorzugen. Und schliesslich könnten Saudi-Arabien und Russland ihr Machtspiel beenden, sobald sie einen strukturellen Einbruch der Schieferölproduktion sehen, der möglicherweise mit einer Wiederbelebung der wirtschaftlichen Aktivität im Laufe dieses Jahres einhergehen wird.

Abgesehen von den Unterinvestitionen wird Öl längerfristig von einer steigenden Nachfrage profitieren, die im Laufe dieses Jahres wieder anziehen wird, sobald der Virus unter Kontrolle ist. Ausserdem werden grosse energiehungrige Volkswirtschaften wie China, die EU, Japan und andere Schwellenländer nicht zögern, eine Zeit billigen Öls auszunutzen und mit hoher Wahrscheinlichkeit auf billigen Brennstoffverbrauch setzen, anstatt auf erneuerbare Energien umzustellen.

Wie mit den Marktturbulenzen umgehen?

Eine defensive Kurvenpositionierung bei Rohöl-Futures in Verbindung mit einem verstärkten Engagement in Edelmetallen dürfte Rohstoffinvestoren helfen, den Sturm zu überstehen. Das heisst, Untergewichtungen in kurzlaufenden Ölkontrakten vornehmen, diese mit Ölkontrakten mit längerer Laufzeit absichern und sich die Option vorbehalten, weitere defensivere Positionen in Ölkontrakten hinzuzufügen, um Futures-Kurven auszunutzen, die sich tiefer in Contango bewegen. In Hinblick auf weitere Zinssenkungen durch die Zentralbanken in Verbindung mit einer Flucht in sichere Häfen haben wir unser Engagement in Edelmetallen mit einer gleichmässigen Verteilung auf Gold, Silber, Platin und Palladium erhöht. Sollte es zu einem ausgewachsenen Preiskampf bei Öl kommen, werden die Zentralbanken noch mehr Gründe haben, die Zinssätze zu senken, um deflationären Kräften entgegenzuwirken. Darüber hinaus hat der US-Dollar begonnen, gegenüber dem Euro, dem Yen, dem Schweizer Franken und anderen G10-Währungen zu schwächeln. Dieses Umfeld ist positiv für Gold und Silber.

 

 

 

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