Investors’ Outlook: Am Scheideweg
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Kurz und bündig
- Unabhängig davon, welcher Kandidat die Wahl gewinnt, dürfte der Trend zu einer höheren Staatsverschuldung und einem harten Kurs gegenüber China anhalten.
- Ein zentrales Thema, das wir im Blick haben, ist das wachsende Haushaltsdefizit der USA, das eine Herausforderung darstellt – unabhängig davon, wer das Amt übernimmt.
- Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank Fed die Normalisierung ihrer Geldpolitik fortsetzen und die Zinsen wieder auf ein neutrales Niveau bringen wird.
Am Scheideweg
Mit grosser Spannung beobachten wir, wie sich in den USA die Präsidentschaftswahlen ihrem Höhepunkt nähern. Während sich Donald Trump und Kamala Harris ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, stehen auch die Kräfteverhältnisse im US-Kongress auf dem Spiel. Wird es einen überwältigenden Sieg der Republikaner im Senat geben? Werden die Demokraten das Repräsentantenhaus zurückerobern? Der Ausgang der Wahlen wird letztlich stark von den «Swing States»1 abhängen, in denen die Wirtschaft das entscheidende Thema für die Wähler ist.2
Eine nachlassende Inflation und Anzeichen für eine Abkühlung des Arbeitsmarktes hatten die US-Notenbank Fed dazu bewogen, die Zinswende einzuleiten. Ein überraschend starker Arbeitsmarktbericht für September weckte Zweifel daran, ob die Fed ihre expansive Haltung beibehalten wird. Im Oktober wurden jedoch die wenigsten Stellen seit 2020 geschaffen, und die Beschäftigungszuwächse der Vormonate wurden nach unten korrigiert. Die nächste geldpolitische Sitzung der Fed beginnt am 6. November und wird eine ereignisreiche Wahlwoche als Abschluss krönen.
Egal, ob sich das Land für eine Rückkehr in vertrautes Trump-Terrain entscheidet oder unter Harris einen neuen Weg einschlägt – grosse Veränderungen in den chinesisch-amerikanischen Beziehungen sind wohl nicht zu erwarten. Beide Kandidaten dürften den harten Kurs gegenüber China fortsetzen, und der allgemeine Trend zur wirtschaftlichen Abschottung wird voraussichtlich ebenfalls weiter anhalten.
Ein zentrales Thema, das wir im Blick haben, ist das wachsende Haushaltsdefizit der USA. Dieses wird unabhängig davon, wer die Präsidentschaft gewinnt, eine Herausforderung darstellen. Kamala Harris scheint einen weniger inflationstreibenden Ansatz zu verfolgen, befürwortet sie doch im Vergleich zu Donald Trump eine weniger expansive Fiskalpolitik3. Die Tendenz beider Kandidaten geht indes weiterhin in Richtung einer höheren Staatsverschuldung. Dies stellt ein Risiko für den US-Dollar dar und unterstreicht die Notwendigkeit, Anlagestrategien ausreichend zu diversifizieren.
Das Ereignis, das zunächst die höchste Marktrelevanz haben dürfte, ist das Auslaufen der aus der Präsidentschaft von Trump stammenden Steuersenkungen. Sollten die Steuererleichterungen wegfallen, könnte dies Auswirkungen auf die Bewertungskennzahlen der Unternehmen haben und an den Märkten für Volatilität sorgen.
In diesem Investors’ Outlook analysieren wir die jüngste Goldhausse und untersuchen die Entwicklungen an den Anleihen-, Devisen- und Aktienmärkten. Diese Ausgabe im Miniformat soll einen kompakten Überblick vermitteln, ohne dabei näher auf den US-Wahlkampf einzugehen. Für eine vertiefte Analyse der möglichen Zukunftsszenarien laden wir Sie herzlich zu unserem Webinar am Donnerstag, den 7. November, ein. Dort werde ich gemeinsam mit unserem Chefökonomen Reto Cueni und Stephan Bierling, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Regensburg, das Wahlergebnis ausführlich diskutieren.
An diesem Scheideweg zählt nicht nur die Richtung, die wir einschlagen, sondern auch, wie wir die Kurven ansteuern. Wir übernehmen für Sie gern das Steuer!
1. Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania, Wisconsin.
2. Quelle: Artikel von CBS, veröffentlicht am 29. April 2024. https://www.cbsnews.com/news/economy-top-issue-voters-presidential-election-2024/
3. Source: Artikel von Tax Foundation, veröffentlicht am 24. Oktober 2024. https://taxfoundation.org/blog/largest-tax-increase-harris-trump/