Die Verlockung der direkten Einflussnahme

Asset management
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„Machen Sie sich keine Gedanken über Aktionärsbeschlüsse – rufen Sie einfach den Geschäftsführer an.“ So wird Andrew Howell, Senior Director of Sustainable Finance bei der US-amerikanischen Interessenvertretung Environmental Defense Fund, von Sarah Murray in ihrem Editorial zitiert. Darin zeigt sich einer der grössten Vorteile von Private Equity: Ein Anleger verfügt über mehr Möglichkeiten, Änderungen zu bewirken oder unmittelbareren Einfluss auf die Strategie zu nehmen.

In einer Welt, die sich zunehmenden Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel sowie bei der Förderung globaler Nachhaltigkeit gegenübersieht, diskutieren Murray und die vom FT Moral Money Team Befragten über die Rolle von Private Equity in diesem Kontext. Das Zitat von Howell sticht hervor, da – obwohl wir ein börsennotiertes Unternehmen sind, das sich ausdrücklich an Aktionärsbeschlüsse hält – der diesem zugrunde liegende Gedanke intuitiv richtig erscheint: Echte, wirksame Veränderungen rücken in greifbarere Nähe aus einer Position heraus, in der die Möglichkeit besteht, in direkten Austausch mit denjenigen zu treten, die diese Veränderungen umsetzen können.

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Gleichgewicht zwischen Risiko, Rendite und Wirkung

In unserer Funktion als Vermögensverwalter beobachten wir aus erster Hand das zunehmende Interesse unter Anlegern, einen positiven Beitrag zur Lösung ökologischer, sozialer und nachhaltigkeitsbezogener Probleme zu leisten. Nachhaltigkeitsbezogene Herausforderungen erfordern häufig einen längeren zeitlichen Horizont. Hier sind Private-Equity-finanzierte Unternehmen eindeutig im Vorteil: Da sie nicht den Einflüssen des öffentlichen Marktes unterliegen, verfügen sie in der Regel über eine höhere Risikotoleranz bei der Umsetzung transformativer Veränderungen, die mittel- bis langfristig einen Mehrwert und/oder eine positive Wirkung erzeugen, sich kurzfristig jedoch negativ auf die Unternehmensleistung auswirken könnten.

Private Equity ermöglicht daher eine Art des Investierens, die öffentliche Märkte oftmals nicht in gleicher Weise bieten können. Anleger, die an öffentlichen Märkten investiert sind, schielen auf Jahres- und Quartalsergebnisse als Beweis dafür, dass sich ihre Investition lohnt. Die im Bereich des Venture Capital verwendete J-Kurve veranschaulicht dies sehr gut: Es wird erwartet und ausdrücklich zugelassen, dass es eine Weile dauert, bevor ein Unternehmen mit einer höheren finanziellen Rendite aufwarten kann. Dies ist bedingt vergleichbar mit einem grösseren Start-up, das das Glück hat, sich in einem ausreichend finanzierten und geschützten Umfeld nach und nach zurechtfinden zu können. Private Equity bietet Unternehmen ausreichend Zeit für die Entwicklung kühner Ideen, die allmählich Gestalt annehmen. Anleger erhalten durch Private Equity Zugang zu einzigartigen Wachstumschancen.

Das, was an öffentlichen Märkten einer längerfristigen Vision vermutlich noch am nächsten kommt, ist das Impact Investing. Dabei werden langfristige finanzielle Renditen erzielt und gleichzeitig wird ein positiver Beitrag zu gesellschaftlichen und ökologischen Entwicklungen geleistet. Bei Vontobel befassen wir uns seit rund 15 Jahren mit dem Thema Impact Investing. Was anfangs noch eine kühne Idee war, wird heute von Björn Wettergren, Mitglied der Vontobel-Familie in vierter Generation und ausserdem Mitglied unseres Verwaltungsrats, als direkter Ausdruck des Engagements der Gründerfamilie für eine bessere Welt beschrieben.

Die Bedeutung von Transparenz

Ausserdem sollte unbedingt berücksichtigt werden, dass ein integraler Bestandteil des Anlegerinteresses, zu positiven Veränderungen beizutragen, der Anspruch auf Gewissheit bezüglich der möglichen nicht-finanziellen Wirkung einer Investition ist. Dies erinnert mich an eine Anmerkung, die ein dänischer Portfolio-Manager in unserer Impact-Investing-Umfrage 2023 gemacht hat: „Wir wollen ein verantwortungsvoller Investor sein, aber wir wollen auch eine Rendite erzielen. Beides sollte Hand in Hand gehen.“

Tatsächlich ergibt sich aus den Antworten der fast 200 von uns befragten institutionellen und professionellen Impact-Anleger in aller Welt die klare Botschaft, dass Sinnhaftigkeit und Gewinn miteinander in Einklang stehen müssen. Die Impact-Anleger, mit denen wir gesprochen haben, betonten ausserdem die Bedeutung von Transparenz beim Aufbau von Vertrauen. Diese Transparenz wünschen sie sich unter anderem in Bezug auf Prozesse, das Treffen von Entscheidungen und die Berichterstattung.

Dies gilt auch für die Frage, ob Private Equity zur Finanzierung einer nachhaltigen Wirtschaft beitragen kann. Wie die Umfrage von FT Moral Money bestätigt: Wenn Private-Equity-Aktivitäten für Aussenstehende undurchsichtig erscheinen, gibt dies möglicherweise Anlass zu Bedenken. Transparenz ist ein Bereich, in dem der Übergang von Fachwissen von öffentlichen zu privaten Märkten für Anleger nur von Vorteil sein kann. An dieser Stelle nehme ich einmal mehr Bezug auf das Editorial von Sarah Murray: Im letzten Absatz argumentiert sie, Private Equity müsse „aus dem Schatten heraustreten“.

Mein Fazit ist eindeutig und einfach: Angesichts der hohen Geldbeträge, auf die Private Equity Zugriff hat, verfügt es zweifellos über das Potenzial, massgeblich zu positiven Veränderungen beizutragen. Private Equity kann als filigranes Hilfsmittel fungieren, das Unternehmen, die eine nachhaltige Wirtschaft unterstützen, den nötigen Raum und die Zeit gibt, damit ihre Bemühungen Früchte tragen können. Dieses Hilfsmittel muss jedoch zusätzlich durch Transparenz, Vertrauen und Wissen gestärkt werden, um den Unternehmen dabei nicht zu schaden. Angesichts der hohen Nachfrage von Kunden, die sich Zugang zu privaten Märkten wünschen und zu positiven Veränderungen beitragen möchten – was auch unsere zahlreichen Umfragen in den letzten Jahren bestätigen – sowie der zunehmenden Möglichkeiten im Bereich Sustainable Finance müssen wir alle unseren Beitrag leisten. Als Vermögensverwalter können wir zu einer nachhaltigen Wirtschaft sowie einer gerechteren Gesellschaft beitragen, indem wir unsere Kunden mit den kühnen Ideen junger Unternehmer zusammenbringen.

 

 

 

 

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